Eine Branche voller Fachkräfte-Probleme? Die Preisträger des Hospitality HR Awards zeigen seit Jahren, wie sehr dieser Schwarz-Weiß-Blick ausgedient hat. Und wie sehr es sich lohnt, kreativ und innovativ neue Wege in der Personalarbeit zu gehen. Wir haben bei einigen nachgefragt, wie es nach ihrem Award-Gewinn weiterging und was sie bewegt.

1.000 Euro Monatsgehalt für die Azubis, bezahlte Praktika im Gourmetrestaurant und die Möglichkeit zu einem Sabbatical. Marcus Fränkle hat seit 2016 noch einmal einiges für seine Mitarbeiter auf die Benefit-Schippe draufgelegt. Dabei war das Design- und Tagungshotel Der Blaue Reiter in Karlsruhe mit seinem Sieben-Säulen-Konzept schon 2014 richtig gut aufgestellt und erreichte den dritten Platz beim Hospitality HR Award in der Kategorie Mitarbeiterbindung. „Unser Konzept ist ein Prozess, der sich an die Gegebenheiten anpasst“, betont der Geschäftsleiter. „Dazu gehört vor allem, dass unsere Branche die Mitarbeiter spürbar besser bezahlt.“ Und die Gesellschaft zugleich eine höhere Preisbereitschaft mitbringt, ergänzt er. Gerade investiert der Hotelier 1,8 Millionen Euro in die komplette Renovierung des Familienbetriebes bei laufendem Betrieb. Um gegen den schärfer werdenden Wettbewerb in Karlsruhe gerüstet zu sein. Und um für bestehende und neue Mitarbeiter attraktiv zu bleiben. „Unsere Maßnahmen sprechen sich herum und werben für uns: Wenn eine Stelle frei ist, bekommen wir sehr viele Bewerbungen“, erzählt Marcus Fränkle und appelliert zugleich an seine Kollegen: „Guten Bewerbern muss man innerhalb von zwei Tagen antworten, sie zügig einladen und schnell zusagen. Alles andere ist fahrlässig.“

So ähnlich würde es wahrscheinlich auch Eduard M. Singer auf den Punkt bringen. 2015 räumte er mit dem Grandhotel Hessischer Hof in Frankfurt und dem Konzept „Pro Mitarbeiter – Für den Gast“ in gleich zwei Kategorien ab: als bestes Hotel in der Kategorie Mitarbeiterbindung und als beste HR-Gesamtstrategie bei den Individualhotels. „Die Award-Gewinne haben uns Aufmerksamkeit beschert. Und das ist auch wichtig, weil sich unser HR-Konzept nachhaltig weiterentwickeln soll“, betont der Hoteldirektor. In den Mitarbeiterumfragen erfährt das Hotel regelmäßig, ob die bisherigen Human-Resources-Maßnahmen noch immer die passenden sind, es hört Stimmungen und Bedürfnisse heraus und justiert nach. Mit Blick auf den Ruck, der gerade mit manchen HR-Initiativen durch die Branche geht, ermuntert Eduard M. Singer seine Kollegen dazu, sich verstärkt zu engagieren, in den Austausch mit anderen zu treten und Personalkonzepte nicht nur als Eintagsfliege zu betrachten. Beim Hospitality HR Award 2016 saß er deshalb in der Jury. 2018 engagiert sich Frankfurts einziges privates Fünf-Sterne-Hotel zudem als Veranstalter und richtet am 20. September 2018 die Verleihung aus.  

 Mit in Frankfurt wird wohl auch Christiane Troicher sein. Die HR-Managerin der Best Alpine Wellness Hotels und damit erste kooperationseigene HR-Managerin auf dem DACH-Markt hat 2015 in München den ersten Platz in der Kategorie HR-Gesamtstrategie Hotelketten und Kooperationen sowie den zweiten Platz in der Personalentwicklung gewinnen können – und seitdem für die 18 Mitglieder viel bewegt. „Etliche unserer Hotels haben eigene HR-Manager eingestellt“, erzählt sie. „Und so eigenständig die Hotels bleiben, so sehr setzen wir nun gemeinsam Kooperationsstrategien und eigene HR-Standards um.“ So wurde seit 2015 zum Beispiel ein kooperationseigenes Bewerbermanagement realisiert und ein umfassendes Schulungsprogramm vom Azubi bis zur Führungskraft installiert. „Wir sind eine echte Arbeitgebermarke geworden, machen gemeinschaftliche Inserate und haben auch demnächst viel vor“, berichtet Christiane Troicher. Dazu gehöre unter anderem ein kooperationseigenes Treueprogramm, das sich an der Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter orientiert.

Gleich dreimal hintereinander schafften es bisher die Lindner Hotels & Resorts beim Hospitality HR Award aufs Treppchen. Und immer mit einem anderen Thema. Ob mit der Recruitinginitiative „Day to stay“, dem Azubi-Austauschprogramm L!FT oder der Intranet-Plattform YoCu. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir durch die Award-Gewinne und einige andere HR-Maßnahmen in der Branche und teilweise darüber hinaus als sehr guter Arbeitgeber wahrgenommen werden. Dies zeigen auch entsprechende Medienanfragen“, erläutert die HR-Abteilung und freut sich zugleich, dass nach einem Wechsel viele Mitarbeiter wieder zurückkommen. Anfang 2018 startete die Kette unter anderem die interaktive Quiz-App Quizblix, gerade wieder belegte sie beim Focus-Ranking „Deutschlands beste Arbeitgeber“ einen der besten Plätze. Bei so viel Gespür für die richtigen Stellschrauben ist Gunnar von Hagen, Corporate Director Operations and Central Projekt Management bei Lindner, in diesem Jahr der Einladung gefolgt, in der Jury zu sitzen. „Und darüber freuen wir uns sehr“, sagt die DHA-Geschäftsführerin Merle Losem.

Auch Heike Richter von der Dinzler Kaffeerösterei am Irschenberg wird als Jury-Mitglied in diesem Jahr dabei sein: Mit dem Credo „Brennen, ohne auszubrennen“ hatte sie mit ihrem Team 2016 begeisternd gezeigt, wie erfolgreich Mitarbeiterbindung in der Gastronomie wirken kann. Seit langem bietet Dinzler Benefits wie einen Kindergarten, eine vierwöchige Dienstplangestaltung mit Wunschliste oder eine gelungene Integration von Flüchtlingen. Hinzu kommen übertarifliche Bezahlung, Grundausbildungen in den verschiedenen Abteilungen, Kooperationen mit Partnerunternehmen und weil der Dinzler-Hauptsitz nur mit dem Auto zu erreichen ist, sogar einen Hol- und Bringservice oder Dienstwagen bei Bedarf. Ein bunter Strauß an Maßnahmen, der sich für die inzwischen rund 200 Mitarbeiter kräftig auszahlt. Anfang 2018 ist „Otto“ gestartet – der circa 4.500 Quadratmeter große Neubau mit Patisserie, Vinothek, Kaffeemaschinenausstellung und neuen Eventräumen. Zudem gibt es immer wieder Projekte wie das Pop up² – Restaurant von Andi Schweiger, das bis Anfang Mai am Irschenberg Halt gemacht hat. Mit dem Wachstum wurden für die Mitarbeiter in den letzten Jahren auch die Schulungsprogramme optimiert sowie die Azubi-Planung und -Förderung verstärkt. „Die Jahresgespräche haben wir konkretisiert, indem sich spezielle ,Trainer‘ als Bindeglied zwischen dem Geschäftsführer und dem Mitarbeiter verstehen“, erklärt Heike Richter. Durch die Gespräche mit anderen Award-Teilnehmern entstand mit einem Betrieb zum Beispiel ein Azubi-Austausch.

Viele Preisträger werden auch bei der diesjährigen Verleihung der Hospitality HR Awards am 20. September 2018 in Frankfurt im Grandhotel Hessischer Hof dabei sein. Aktuell können sich Hotels und Gastronomien noch bis zum 31. Mai 2018 in sechs Kategorien bewerben. 

Die DHA zeichnet mit dem Hospitality HR-Award seit 2013 nachhaltiges Mitarbeitermanagement in der Hotellerie und Gastronomie aus. „Die Branche hat sich in den letzten Jahren stark verändert: Neue Konzepte und Produkte, ein gewandeltes Selbstverständnis der Arbeitgeber – zusammen mit den schon immer vielfältigen Karrierechancen haben wir jungen und erfahrenen Menschen sehr viel zu bieten. Das wollen wir zeigen“, erklärt Merle Losem. Alle Informationen und die Bewerbungsmöglichkeiten finden Interessierte unter www.hospitality-award.de.