Michela Ivano von eto Personalmarketing hat einen spannenden Beitrag mit dem Titel „Richtig bewerben – wer bei wem?“ geschrieben. Ich darf den  lesenswerten Artikel als Gastbeitrag veröffentlichen:

Auf zahlreichen Kanälen wird uns detailliert erklärt, wie man sich als Bewerber zu verhalten hat, um Erfolg bei der Jobsuche zu haben – das geht mit der Erstellung der Bewerbungsunterlagen los und endet mit dem Auftreten beim Vorstellungsgespräch. Im 21. Jahrhundert wird noch immer verlangt ein Anschreiben aufzusetzen, ohne zu unterscheiden bei welcher Berufssparte das Sinn macht und bei welcher nicht. Ein kurzes Beispiel aus der Hotellerie: Es kann sicherlich sinnvoll sein von einer Rezeptionistin ein Anschreiben sehen zu wollen, aber diese Hürde einem Koch aufzubürden ist nahezu absurd. Da wundert sich eine ganze Branche, wo die Köche abgeblieben sind, wenn man ihnen solche Steine in den Weg legt – soll er für Ihre Gastronomie kochen oder Romane schreiben? Bevor ich ins Thema hausgemachter Fachkräftemangel rutsche, zurück zum Kernthema.

Was erfahren wir also bei unserer Recherche? Als Bewerber soll man jung sein, zugleich am besten 10 Jahre Berufserfahrung aufweisen, stilistisch makellose Bewerbungsunterlagen einreichen, klassische Wege einschlagen und bloß nicht aus der Reihe tanzen, selbstbewusst und gleichzeitig devot auftreten, usw. Diese Liste könnte man noch ewig weiterführen. Karriere Experten geben einem Tipps für Vorstellungsgespräche – Wie kleiden? Wann genau da sein? Wie reden? Wie vorbereiten? Wie auftreten? Welche Fragen stellen? Wie verabschieden?

Ehrfürchtig soll der Bewerber der „Übermacht“ gegenübertreten. Das wird einem von all diesen Ratgebern, zu denen auch Lehrer gehören (oft die ersten, die einem dabei helfen eine Bewerbung aufzusetzen) suggeriert. Als Bewerber stellt man das Unternehmen unwillkürlich auf ein Podest und siedelt sich selbst als niederer Bittsteller ganz unten an und die Unternehmen fühlen sich königlich wohl in ihrer Rolle als diejenigen, die in dem Moment über den Verlauf eines Berufsweges entscheiden und die sich dabei alles erlauben dürfen.

Wir kommen also ganz easy an Informationen ran, wie man sich als Bewerber zu verhalten hat. Doch vice versa? Nichts. Gähnende Leere. An dieser Stelle möchten wir inständig für einen Bewerbungsmanagement-Knigge für Unternehmen plädieren. Am besten wird es wohl sein, selbst eines aufzusetzen. Folgt…

Die oben beschriebene Kultur ist ungefähr so passé wie Erbseneintopf. Arbeitgebern sollte bitte endlich bewusst werden, dass auch sie sich in ihrer Kommunikation und Präsenz bei den Kandidaten bewerben und sie ihre Vakanzen sicher nicht gefüllt bekommen, wenn sie nicht von ihrem hohen Sockel heruntersteigen.

Step by Step.

Der erste Schritt ist die Stellenanzeige. Sie ist das Bewerbungsschreiben des Unternehmens an potentielle Bewerber. Das scheint erstaunlich wenigen bewusst zu sein. Eine schier endlose Auflistung unfreundlich formulierter Anforderungen und Null Gründe, warum ein Bewerber auf diese Anzeige reagieren sollte, ist die Realität. An dieser Stelle fasse ich mich kurz und erlaube mir auf den letzten Blogbeitrag zum Thema Stellenanzeigen zu verweisen.

Weiter geht es mit der Kommunikation. Wie verhalte ich mich als Personaler mit den eingehenden Bewerbungen? Scheinbar auch heute tatsächlich noch en  vogue ist es, Bewerbungen, die einem womöglich gerade nicht passen zu ignorieren, nicht zu beantworten oder auch immer wieder schön: ein halbes Jahr später zu beantworten. Ich selbst habe gestern einen Anruf mit Jobangebot auf eine Initiativbewerbung erhalten, die ich im Januar diesen Jahres verschickt hatte! Ist es denn wirklich so schwierig dem Bewerber 2-3 Zeilen zu widmen? Ich war kurz geneigt, der freundlichen Dame, die sich übrigens auch nicht dafür entschuldigte, unsere Dienste der eto Personalmarketing anzubieten.

Das Vorstellungsgespräch. Zeichnen wir einmal das vermeintlich schöne Bild, dass die Bewerbung dem Personaler zusagt und er auch darauf reagiert und zum Interview lädt. Alle freuen sich und alles ist toll. Der Bewerber dreht bei den Vorbereitungen fast durch, so nervös ist er. Der Unternehmer hingegen bereitet sich kaum vor, schafft es gerade noch rechtzeitig den Lebenslauf auszudrucken und empfängt so den Bewerber, für den es gerade um alles geht. Allein das lässt schon beträchtlich an Wertschätzung missen.

Bei meinen Ausführungen möchte ich nicht verallgemeinern, es gibt sicher auch positive Ausnahmen, aber ich gehe auf den Großteil ein, der sich bei diesem Thema nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Dabei greife ich auf Bewertungsportale, eigene Erfahrungen und auf die von Freunden und Bekannten zurück.

Häufig wird das Vorstellungsgespräch von mehreren Personen geführt, was schon einschüchternd wirken kann. Sie beschäftigen sich vorher nicht mit dem Bewerber und betrachten das Gespräch eher als nette Kaffeepause für zwischendurch, ständig mit dem Handy in der Hand. Die einen reden mehr über sich als sein Gegenüber zu Wort kommen zu lassen, die anderen stellen die klassischen (unnützen) Fragen wie „Was sind Ihre Stärken und Schwächen?“ und natürlich auch „Erzählen Sie uns von Ihrem Werdegang“ denn sie haben ja den Lebenslauf vorher nicht gelesen und wiederum andere geben alles darum, den Bewerber aus dem Konzept zu bringen, indem sie zum Beispiel seine Vita kritisieren und unangemessen hinterfragen was bis zur Respektlosigkeit gehen kann. Alles schon erlebt.

Ein Fall möchte hier noch erwähnt werden. Eine namhafte Reederei, die auch als bester Arbeitgeber des Landes ausgezeichnet wurde, lud zum Interview ein. Zwei Damen, die wie Tratsch Schwestern die Köpfe zusammensteckten und sich an einem großen Tisch mir gegenüber am anderen Tischende aufbauten und auf mich herabsahen. Sie erzählten von sich und davon wie toll sie seien, stellten ein paar wenige Fragen und kritisierten mich danach in einer respektlosen Art und Weise dafür, dass ich es gewagt habe mir keine Notizen zu machen „Sie wollen uns doch nicht sagen, dass Sie sich das alles merken können? Also uns konnten Sie nicht überzeugen, aber wir möchten nochmal einen schriftlichen Test mit Ihnen machen, um Ihnen noch eine Chance zu geben.“ Die Königinnen ihres eigenen Reiches staunten nicht schlecht als ich diesen 10-seitigen Test fehlerfrei bestand, boten mir darauf direkt den Job an und riefen mich eine Woche lang täglich an, um mich einzustellen. Da dämmerte es mir das erste Mal „Wer muss hier eigentlich wen überzeugen? Wer bewirbt sich bei wem? Das ist keine Einbahnstraße bei der ich mich als Bewerber erniedrigen muss und nichts von meinem Gegenüber erwarten darf. Wir bewerben uns bei einander und müssen voneinander überzeugen.“ Das Jobangebot lehnte ich selbstverständlich ab, denn das Verhalten hat tief blicken lassen. Nicht nur ich als Bewerber musste mich präsentieren und von meiner besten Seite zeigen, das sollten die Repräsentanten ihres Unternehmens mindestens genauso tun. So habe ich ein Beispiel präsentiert bekommen mit wem und für wen ich auf gar keinen Fall arbeiten möchte.

Das war jetzt nicht einfach nur ein Ausnahmefall – diese Art oder so ähnlich ist in vielen Unternehmen gelebte Praxis. Traurig, aber wahr.

So bleibt uns ein gutgemeinter Rat an die reflektierten Unternehmer und Personaler da draußen, sich und seine Herangehensweisen zu hinterfragen. Wie präsentieren wir uns? Tragen wir nach außen was innen gelebt wird (positiv oder negativ sei dahingestellt, siehe internes Personalmarketing & externes Personalmarketing)? Welchen Eindruck hinterlassen wir? Behandeln wir unser Gegenüber, so wie wir es uns umgekehrt wünschen würden? Ist uns bewusst, dass jeder Bewerber und sein Umkreis immer auch ein potentieller Kunde ist?

Euch lieben Bewerbern da draußen möchten wir eines mit auf den Weg geben: Geht niemals demütig in ein Gespräch, begegnet euren Gesprächspartnern selbstbewusst und auf Augenhöhe. Bleibt höflich, aber lasst euch nicht alles gefallen. Wenn ein Unternehmen einen schlechten Eindruck bei euch hinterlässt, hört auf euer Bauchgefühl und lehnt ein eventuelles Angebot ab. Selbst wenn ihr am Ende enttäuscht seid, denkt daran „es hat nicht sollen sein“ und es war eine Übung auf dem Weg zu eurer persönlichen Bestimmung.

Michela Ivano von eto Personalmarketing

Erfolgreiches Mitarbeitermarketing ist mehr als das jährliche Grillfest. eto steht für escape the ordinary – die Flucht aus dem Gewöhnlichen, das Verlassen abgetretener Pfade und genau das macht die eto Personalmarketing GmbH aus. Mit umfangreichem Zielgruppen- und Branchen-Knowhow, sorgen sie dafür, dass Unternehmen sich nachhaltig mit ihrer individuellen Arbeitgebermarke etablieren und für ihre Wunschkandidaten sichtbar werden. Dabei werden interne sowie externe Personalmarketing Tools bedient, um eine langfristige Positionierung am Markt zu sichern. Das Repertoire der eto Personalmarketing umfasst unter anderem Mitarbeiterbefragungen, das COSI Prinzip, Stellenanzeigen, Mitarbeiterbenefits und Corporate Fashion. https://www.personalmarketing.rocks/