Arbeitszeiten in der Hotellerie und Gastronomie – das Thema möchte ich heute einmal näher beleuchten. Denn: Für viele außerhalb der Branche ist die Vorstellung, am Abend oder am Wochenende zu arbeiten, so abwegig, dass sie gastgewerbliche Berufe im Rahmen der Berufsfindung gar nicht erst in Betracht ziehen.

Aber ist es denn wirklich so, dass man IMMER arbeitet, wenn andere frei haben? Kann man nicht mehr auf Parties gehen, weil man Dienst hat? Was ist mit Silvester oder gar Weihnachten?

Wenn das mit den Arbeitszeiten wirklich so schlimm ist, warum arbeiten dann über 2,3 Millionen Menschen in unserer Branche?

Bei meinen Reisen durch die Betriebe habe ich mich umgehört und fasse einmal zusammen, was ich aus den Gesprächen zum Thema mitgenommen habe:

  1. Nicht jeder in der Hotellerie arbeitet am Wochenende oder abends
    Klar, Hotellerie und Gastronomie laufen abends und am Wochenende auf Hochtouren, somit werden dann auch die meisten Mitarbeiter gebraucht. Das betrifft aber vor allem den Service,  die Rezeption, die Küche … In vielen Abteilungen wie Sales, Buchhaltung, Personalabteilung arbeitet man zu „ganz normalen“ Bürozeiten.
  2. Es gibt unterschiedliche Dienstpläne und jede Menge Abwechslung
    Insgesamt arbeitet man nur maximal 5 Tage in der Woche, dann gibt es Dienstpläne. Es gibt Mitarbeiter, die immer nur – zum Beispiel wegen der Kinder – im Frühdienst arbeiten. Bei anderen wechseln sich die Schichten ab. Es gibt nicht das eine Arbeitszeitmodell – ein wenig hängt es auch von der Größe und Ausrichtung des Betriebs ab. Viele der von mir Interviewten finden es übrigens nicht schlecht, am Wochenende zu arbeiten, weil sie dann in der Woche frei haben und besser Dinge erledigen können. Zum Beispiel Shoppen gehen, wenn die Geschäfte nicht überfüllt sind oder sich über ein deutlich leereres Fitnessstudio freuen.
  3. Freiwünsche werden erfüllt
    Gute Arbeitgeber sind bemüht, deine Freiwünsche – für Omas 80. Geburtstag oder die Party deines besten Freundes – zu erfüllen. In guten Teams springt man füreinander ein. Das ist bei dir nicht so und das findest du mehr als ärgerlich? Dann solltest du dich vielleicht mal nach einem anderen Arbeitgeber umsehen?!
  4. Die beste Zeit verbringt man ohnehin mit den Kollegen
    Immer wieder höre ich, wieviel Spaß man in der Hotellerie und Gastronomie bei der Arbeit hat. Man erlebt und lacht viel. Unternimmt nach der Arbeit noch etwas zusammen. Mal ehrlich: Wieviele Leute, die in Büros arbeiten, können das von sich behaupten?
  5. Silvester im Hotel: beste Zeit im Jahr?
    Diejenigen, die an Weihnachten arbeiten, verdienen unseren größten Respekt. Auch Silvester ist ein Event, das man mit doch am liebsten Freunden feiert, oder? Um so überraschter war ich, dass als Antwort auf meine Frage „Was waren bislang die schönsten Momente für dich im Job?“ sehr sehr oft „Arbeiten an Silvester im Hotel/Restaurant“ etc. genannt wurde. Vielleicht verpasst man eher was, wenn man Silvester nicht in der Gastro arbeitet?

Mein Fazit: Ja, es wird viel am Abend und am Wochenende gearbeitet und nicht immer passt das, aber die flexiblen Arbeitszeiten in Hotellerie und Gastronomie sind wiederum ein absoluter Pluspunkt, wenn man nicht der „9 to 5“-Typ ist. Leider stößt unserer Branche hier jedoch oft an bürokratische Grenzen. Der DEHOGA setzt sich daher auf politischer Ebene  für eine stärkere Flexibilisierung der Arbeitszeiten ein, wie jüngst auch im Interview mit Ingrid Hartges in der aktuellen Ausgabe der Top Hotel zu lesen ist.

Mehr Flexibilität in Sachen Arbeitszeit kann nur in unser aller Sinne sein, oder? Wie siehst du das?